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Nadine Reinhold, Jena, Inhaberin und Geschäftsführerin Agentur LIEBSCHER. brand building since 1955.

👥 Nadine Reinhold

Im März 2022 treffe ich mich für  „Im Gespräch mit…“ mit Nadine Reinhold, Inhaberin und Geschäftsführerin einer Agentur für Markting, Vertrieb und HR. Sie kann stolz auf eine schöne Historie in der Familie zurückblicken, denn Sie ist bereits in der 3. Generation Geschäftsführerin und Inhaber(in). Liebevoll nennt Sie Ihr Unternehmen deshalb LIEBSCHER. Brand building since 1955.

Kurz & Knapp

Name: Nadine Reinhold
Alter: 46 Jahre (im März 2022)
Wohnort: Jena
Beruf: Inhaberin und Geschäftsführerin von LIEBSCHER. Brand building since 1955.
Schuhgröße: 36, manchmal auch 35,5
Lieblingblume: Ranunkel, bloß keine Rosen
Kontakt: n.reinhold@liebscher1955.de

 

Warum Jena?

Ich bin hier aufgewachsen – im gleichen Viertel, in dem ich heute immer noch wohne. Weil es schön ist, bin ich hier. Jena ist meine Heimatstadt. Ich hatte auch die Sehnsucht, hier mal weg zu gehen, bin aber doch hier „hängengeblieben“.

Während des Studiums habe ich ein Praxissemester in Berlin gelebt. Ich habe da bei Scholz & Friends gearbeitet und in Berlin Friedrichshain meine Wohnung gehabt. Das war eine Altbauwohnung in einer WG. Und dann war ich auch für ein halbes Jahr in São Paulo. Aber immer wieder wollte ich zurück nach Jena.

Kannst Du Portugiesisch?

Mh, „um poucino“.

Was ist denn eigentlich Dein Beruf?

Ich bin tatsächlich Diplom-Designerin. Studiert habe ich visuelle Kommunikation. Und das beides bezeichne ich als meinen Beruf. Das Werbegeschäft ist für mich deshalb eher konzeptionell-strategisch ausgerichtet.

Diplom-Designerin und Marketing: Hat das etwas miteinander zu tun?

Das ist eine spannende Frage. Also Marketing ist ein Verkaufsprozess, der viel umfassender ist als nur Design. Es ist auch noch mal anders als Werbung, denn Marketing ist komplexer. Ich habe schon eher Design studiert. Da ich aber an der Bauhaus-Uni studiert habe und wir dort sehr praxisorientiert gearbeitet haben, konnte ich in den Arbeiten im Studium meinen Fokus so legen. Beispielsweise haben wir im Studium bereits Kampagnen für das Cinestar in Berlin-Hellersdorf Großplakate entworfen und strategisch-konzeptionell gearbeitet.

Design ist eine Übersetzung von Marketing. Man kann auch Marketing ohne Design machen. Es ist dann nicht so hübsch anzuschauen. Aber im besten Fall ist das verknüpft: Design mit Marketing und Marketing mit Vertrieb. Dann ist es am schlagkräftigsten.

Du sagtest Design ist hübsch. Ist es denn noch mehr?

Na auf jeden Fall. Wenn Kunden zu mir kommen und etwas, dass sie mitgebracht haben, nur hübsch wollen, dann sind sie bei mir falsch. Weil ich zuerst konzeptionell rangehe und es dann erst hübsch werden soll. Ich möchte gern das machen, was zu meinem Kunden und zum Kunden meines Kunden passt.

Warum führen wir dieses Interview und warum jetzt?

Weil es wichtig ist, dieses Herangehen zu verstehen und um dann die Ergebnisse mehr schätzen zu können. Und jetzt, weil es jetzt mehr Freude bei der Zusammenarbeit und den Ergebnissen braucht. Meinem Kunden und mir soll es Spass machen!

Woher kennen wir uns eigentlich?

Einerseits sind wir Nachbarn. Und das ist lustig, weil man ja eine Vorstellung von einer Person hat, wenn man sie so über den Zaun sieht und grüßt. Andererseits hatte wir vor ein paar Jahren den Kontakt für Deine Firma constancy. Und vor einigen Jahren hatten wir zusammen die Coach-Ausbildung angefangen.

Wie beschreibst Du Dein Unternehmen in einem Satz – also im Pitch?

Am kürzesten und besten sage ich es so: „You innovate. I communicate.“ Der Gründer, Wissenschaftler, Techniker erfindet und ich kommuniziere das dann. Der größte Teil meiner Kunden ist aus dem wissenschaftlichen und technischen Bereich und damit innovativ. Ich helfe, die Innovation dann werblich zu übersetzen.

Welche Rollen hast Du dabei?

Ich bin da Beraterin, weil ich Wissen mitbringe, dass ihnen fehlt – so kann ich andocken. Dann bin ich natürlich auch Designer, weil ich das, was ich vom Kunden höre, in Kampagnen, Slogans und Marken übersetze. Manchmal bin ich auch Coach. Denn immer dort wo Menschen aufeinander treffen, entstehen gewisse Herausforderungen und Missverständnisse können auftreten und damit tun sich auch Chancen auf für einen Erkenntnisgewinn.

Meine Arbeit macht mir deshalb so viel Spass, weil ich mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun habe. Immer wieder mit anderen Menschen zu tun zu haben, reizt mich. Ich hatte auch mal elf Angestellte, habe das aber geändert, weil es das „immer wieder anders“ eingeschränkt hat.

Was machst Du in 5 Jahren?

Ich denke, dass ich dann mehr als keynote speaker und Moderator gebucht werde. Eigentlich ist so ein Traum, dass ich irgendwann mit grauer Dauerwelle und Chanel-Kostüm in New York einen Vortrag halte, weil ich dazu eingeladen wurde. Wie eine Anna Wintour! Ganz im Sinn: „Heute mach ich und morgen rede ich drüber.“. Ich kann mir auch nicht vorstellen, irgendwann Rentner zu sein.

Wer sind Deine Vorbilder und Mentoren?

Das ist zum Beispiel mein Professor an der Uni, Werner Holzwarth, ein Texter, der das berühmte Kinderbuch Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihn auf den Kopf gemacht hat geschrieben hat. Er ist ein sehr ehrlicher und provokanter Typ. Wir kamen deshalb super miteinander klar und er hat mich gefördert. Er hat mich zu Scholz & Friends aber auch zu Jung von Matt (JvM) vermittelt. Leider kam bei JvM dann 9/11 dazwischen und die haben einen Einstellungsstopp gemacht.

Mein Großvater hat die Agentur gegründet. Mein Bruder und ich waren als Kinder sehr viel dort. Das war kein Büro, sondern sein Atelier. Er hat dann eine Schublade seines Schreibtisches aufgemacht, ein Reißbrett draufgelegt und ich habe einen kleinen Hocker bekommen. Dann habe ich am Schreibtisch neben ihm mitgearbeitet. Der Hocker steht heute übrigens bei mir im Bad. Ich bin dann auch als Kind zur Kunstschule für Malerei und Grafik gegangen.

Meine Mutter hat etwas sehr Cleveres gemacht. Sie sagte: „Du machst nach dem Abi ein Jahr Praktikum. Aber das machst Du nicht bei mir. Du glaubst mir eh nicht, was ich sage.“. Dann haben wir viele Jahre die Agentur zusammen geführt. Da habe ich viel gelernt. Natürlich haben wir uns auch mal in den Haaren gehabt, aber es hat sehr gut funktioniert. 2018 habe ich dann die Firma übernommen.

Was sagst Du, warum bist Du die, die Du bist?

Gesehen auf die letzten fünf Jahre, gibt es da Vieles, was aus mir heraus kommt. Impulse kamen aber auch von außen.

Als ich die Firma von meiner Mutter übernahm, habe ich beschlossen, mich von einer Unternehmerin zu einer Einzelkämpferin zu entwickeln. Einer meiner langjährigsten und wichtigsten Kunden sagte mir damals etwas auf meine Frage „Ich habe mich entschieden, die Mitarbeiter zu entlassen. Würdest Du mich noch buchen, auch wenn ich keine Mitarbeiter mehr habe?“. Darauf sagte er „Du bist die Firma. Ich habe immer Dich gekauft. Natürlich kaufe ich Dich weiterhin ein, wenn es den Bedarf gibt.“ Das war eine unheimliche Befreiung und Bestätigung, dass ich den richtigen Schritt wage.

Natürlich geht es bei dem Thema Kleiner-werden gegen die gängige Meinung, die sagt: Wachstum, mehr Mitarbeiter, größer werden. Das war ein wichtiger Schlüsselmoment.

Erzähl mir von Deiner Heldenreise?

Bei mir ist das ein Märchen, nämlich ein wenig so wie das von der Prinzessin, bei der ganz klar ist, was kommen wird. Bei mir stand eigentlich nie in Frage im Raum, was ich mal werde. Vielleicht ganz kurz, als ich 16 war für ein Jahr. Aber ich habe in Weimar studiert und habe damals im Haus meiner Mutti mit gewohnt – in der Etage, wo die Agentur war. Ich habe also studiert und immer nebenher in diesem Beruf gearbeitet. Ich bin pflichtbewusst, ehrgeizig und ein Arbeitstier.

Es gab zwei Abzweigungen. Eine als ich in Brasilien war, wo ich lernen musste, dass nicht immer alles pünktlich und getaktet ist. Das war ein total anderes Lebensgefühl mit Samba und so. Und die zweite war, als ich hätte in Hamburg bei JvM hätte anfangen können zu arbeiten. Das waren Scheidewege, die wieder zu meinem heutigen Hauptstrang geführt haben.

Wofür wärest Du eine gute Lösung?

Wenn es auf einem Schiff einen Kapitän gäbe, der nicht sprechen kann, z.B. weil ihm die Zunge abgehackt wurde, dann könnte er mir ein paar Punkte auf einen Zettel schreiben und ich könnte eine flammende Rede halten und seine Mannschaft einschwören. Ich könnte erklären, wo geht es hin, was wir machen, warum müssen wir zusammenhalten müssen und warum der Kapitän ein toller Typ ist.

Wie läuft Dein Tag ab?

Wenn meine Kinder bei mir sind, wecke ich sie und bereite für sie das Frühstück vor. Ich mache mir immer einen grünen Tee. Wenn ich es schaffe, treibe ich noch Sport.

Den ersten Kaffee mache ich mir erst auf Arbeit. Das ist ein Ritual. Den trinke ich dann, setze ich mich an den Rechner und dann beginnt meine Arbeit.

Bitte vervollständige den Satz: Wenn ich eine Thüringer Bratwurst vergleichen müsste, dann…

…bitte auch Kümmel. Esse ich ungefähr genauso gern.

Welches Buch sollten alle gelesen haben?

Ich habe schon drei- oder viermal Der Pate gelesen. Das ist sehr spannend geschrieben und sehr schöne Literatur.

Als Sachbuch Schnelles Denken, langsames Denken von Daniel Kahneman. Das ist ein echt fetter Wälzer und ich nehme mir da immer wieder ein Kapitel vor. Es ist aber sehr wertvoll für mich.

Was fällt Dir schwerer: Anfangen oder Aufhören?

Wenn ich auf etwas Lust habe, dann fällt mir das Aufhören schwer. Es ist sehr abhängig von den Themen, die mich bewegen.

Was ist Dein nutzlosestes Talent?

Spontan würde ich sagen Putzen.

Was hast Du immer dabei?

Mein Handy. Klingt jetzt schlimm, aber es ist so. Das ist mein Kommunikationsmittel zur Außenwelt, aber auch mein Schreibtisch.

Ohne was verlässt Du nie das Haus?

Wimperntusche. Handy habe ich ja schon genannt.

Wenn Du einen Film drehen dürftest, wovon würde der handeln?

Ich glaube, das wäre eine Mischung aus The Wolf of Wallstreet und Der große Gatsby. Von allem irgendwas. Was mit Verkaufen und mit großen Emotionen und es muss auch jemand sterben.

Wer stirbt da?

Wenn der Hauptheld gut aussieht, sollte man ihn nicht sterben lassen. Die beste Szene in dem Film wäre aber die, wenn sich Sachen anders entwickeln, als man sie erwartet. In Fightclub gibt es auch Wendungen, die sich unerwartet anders entwickeln. Also anders als in einem Tatort. Ich war ja mit einem Kommissar verheiratet und da wusste ich das schon immer schnell, wo es im Tatort hin läuft.

Was macht Dich richtig zufrieden?

Ich nehme mich selbst als Mensch war, dem es sehr gut geht. Mir ist es wichtig, dass ich genug Geld habe, so dass ich gut wohnen kann, ab und zu mal essen gehen kann mit meinen Kindern und ab und zu in den Urlaub fliegen kann. Das macht mich zufrieden.

Für was kann man Dich nachts wecken?

Ich glaube, ich bin für manche Menschen eine sehr gute Freundin. Und wenn diese etwas hätten, wofür sie meine Hilfe brauchen, können sie mich jederzeit anrufen, auch nachts.

Über welches Thema könntest Du eine Präsentation ohne jede Vorbereitung halten?

Da gibt es mehrere Themen, weil ich gerne spreche und gern im Mittelpunkt stehe. Wenn ich nicht völlig fremd bin im Thema, würde mir da was einfallen.

Was würde Dir Dein 16-jähriges Ich heute sagen?

Du wirst das schon alles richtig machen.

Und was würde es heimlich denken und Dir nicht sagen?

Entspann mal ein bisschen. Aber das wirst Du schon noch merken.

Wenn heute Abend vier Personen ganz spontan bei Dir vorbeikommen würden, was würdest Du kochen?

Spaghetti, die ganz dünnen. Dann würde ich schauen, ob ich etwas Parmaschinken, Burrata und ein bisschen Basilikum da habe. Und daraus könnte ich sicher was Nettes und Schönes zaubern.

Dein letztes Wort?

Danke